Interview Nicole Wockenfuß 14. März 2018 Anfrage der Gifhorner Rundschau zur Mitgliedschaft im Verein „AGFK Fahrradfreundliche Kommune in Niedersachsen Nicole Wockenfuß Frau Wockenfuß, Gifhorn will fahrradfreundliche Kommune werden. Eine landesweite Arbeitsgemeinschaft würde die Bedingungen für Radfahrer in der Stadt prüfen und zertifizieren. Was löst diese politische Zielsetzung aus? Es geht insgesamt darum, die Bedingungen für alle Verkehrsteilnehmer*innen in unserer Stadt zu verbessern. Einen Teilaspekt dabei bildet der Fahrradverkehr. Im Rahmen des Fahrradklimatest des ADFC hat Gifhorn schlecht abgeschnitten und auch deshalb sind Verbesserungen notwendig. CDU und GRÜNE haben eine Arbeitsgruppe gebildet, um festzustellen, was dies für die Stadt Gifhorn bedeutet und wie Verbesserungen erreicht werden können. Dazu haben wir uns mit den Fragen beschäftigt, was heißt überhaupt fahrradfreundliche Kommune? Was für Ziele wollen wir setzen? Mit wem müssen wir zusammenarbeiten? Hierbei sind wir auf den Verein „Fahrradfreundliche Kommune AGFK“ Niedersachsen gestoßen, mit dem auch andere Kommunen sowie der Regionalverband Großraum Braunschweig (RVB) zusammenarbeiten. Welche Voraussetzungen muss die Stadt erfüllen? Gibt es dafür Fristen? Als erstes muss der Rat der Stadt durch Ratsbeschluss die Willensbekundung dem Verein „Fahrradfreundliche Kommune AGFK“ Niedersachsen beitreten zu wollen, abgeben. Dann muss die Stadt die Mitgliedschaft beantragen. Der Mitgliedsbeitrag wurde in den Haushalt 2018 bereits eingestellt. Voraussetzungen für die Mitgliedsschaft: Ziele formulieren Einreichen anderer Planungskonzepte der Stadt Radverkehrsbeauftragen bestimmen Gründung einer Arbeitsgemeinschaft Fahrradverkehr Mittelfristigen Finanzplan für die nächsten 3 Jahre zur Verbesserung des Radverkehrs erstellen Beantwortung der Fragen des umfanreichen Fragenkataloges um Mitglied werden zu können Gibt es eine Art Generalplan, wo in der Stadt noch gezielt zusätzliche Radwege oder Schutzstreifen angelegt werden sollen, um Hauptachsen zu vervollständigen, oder sind wir da schon komplett? Bis die Stadt wirklich fahrradfreundlich wird, ist noch ein langer Weg. Dazu müssen als erstes Ziele formuliert werden. Das kann z. B. heißen, die Stadt erhöht den Modal Split Fahrradverkehr (Anteil des Fahrradverkehrs am gesamten Verkehrsaufkommen). Es wird ein einheitliches und vor allem durchgängiges Wegenetz in der Stadt geben müssen, welches für den Alltagsradverkehr, sowie für Freizeit und Tourismus geeignet ist. Klare Radwegeführungen und Beschilderungen gehören dazu. Radfahren muss einfach Spaß machen, sicher sein und schneller als andere Verkehrsmittel sein. Dazu gehören dann auch gute und sichere Abstellmöglichkeiten. Und, und, und… Ich wünsche mir dies mit möglichst vielen unterschiedlichen Gruppen der Gesellschaft zu erarbeiten. Damit wir hinterher sagen können: Gifhorn ist jetzt für alle Radfahrer*innen und deren Belange gut ausgestattet. Und wie sieht es mit dem Geld aus? Mit Kosten und möglichen Zuschüssen? Der Umbau der Radwege und der entsprechenden Infrastruktur kostet sicherlich Geld, aber Straßen und den ÖPNV gibt es auch nicht zum Nulltarif. Ich gehe davon aus, dass es Fördergelder für das Eine oder Andere geben wird. Wie z. B. zur Zeit für die Fahrradbügel vom Regionalverband, RVB. Außerdem arbeitet der RVB am Masterplan 100% Klimaschutz, bei dem u. a. die Verbesserung des Radverkehrs auf der Agenda steht. Des Weiteren arbeitet der RVB an Radschnellwegen in der Region. Die SPD hatte ja vor längerem beantragt, im Parkhaus überdachte Fahrradplätze mit Ladestation einzurichten. Daraus ist bislang nichts geworden. Ist das keine gute Idee? Oder bräuchte die Stadt solche Einstellplätze noch an anderen Stellen? Die Verwaltung hat das Ansinnen der SPD geprüft und festgestellt, dass es wegen verkehrstechnischer Vorschriften nicht möglich ist das Parkhaus auch als Parkhaus für Fahrräder zu nutzen. Ich bin aber der Meinung, das wir die unterschiedlichsten Abstellmöglichkeiten in der Stadt brauchen. Am neuen Bahnhof abschließbare Käfige für die immer teureren Fahrräder. In der Innenstadt und an exponierten Stellen Fahrradbügel. Genauso gehören an einige Stellen im Stadtgebiet Fahrradboxen. Auch ein Fahrradparkhaus ist denkbar. Was im einzelnen wo am sinnvollsten ist, sollte wie auch die anderen Infrastrukturmaßnahmen als Gesamtkonzept erarbeitet werden. Sehr umstritten ist das Miteinander von Fußgängern und Radfahrern in der Fußgängerzone. Wie lässt sich die Situation entspannen? Fakt ist, dass es keine Nord – Südachse für Radfahrer*innen in der Stadt gibt. Wer schnell von A nach B will hat keine sichere Verbindung, gerade im Alltagsradverkehr ist dies zwingend erforderlich. Wir werden dieses Thema bearbeiten müssen und ich hoffe, dass wir eine einvernehmliche Lösung finden. Das Fahrrad als Verkehrsmittel im Berufsalltag bei Wind, Regen, Kälte oder brütender Hitze kann ja auch unbequem sein. Wie wollen Sie die Bürger trotzdem vom Umsteigen überzeugen? Es hat sich in den Städten in denen Fahrradfahren bequem, schnell und sicher ist gezeigt, dass immer mehr Menschen umsteigen und das Fahrrad täglich nutzen. Ich selber habe festgestellt, dass ich da wo eine fahrradfreundliche Infrastruktur vorhanden ist, viel lieber mit dem Fahrrad als mit dem Auto fahre. Aus Gesprächen mit Bürger*innen unserer Stadt weiß ich, dass viele dies genauso sehen.