Verbot des Einsatzes chemischer Unkrautvernichtungsmittel auf städtischen Flächen 6. Mai 20186. Mai 2018 Symbolfoto Rede Nicole Wockenfuß Ratssitzung Stadt Gifhorn 2018-04-09 Nicole Wockenfuß Sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrter Herr Vorsitzender, sehr geehrte Damen und Herren des Rates, Vorweg erst einmal etwas grundsätzliches zu unserer grünen Politik in Bezug auf die Produktion von Lebensmitteln. Wir von BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN kämpfen für gutes und gesundes Essen ohne Gift, Gentechnik und Tierquälerei. Wir wollen eine grüne Landwirtschaft, die sich an der Gesundheit der Menschen und dem Schutz unserer Umwelt ausrichtet. Sie muss Milliarden Menschen ernähren und die Lebensgrundlagen von morgen erhalten. Darum wollen wir aus der industriellen Massentierhaltung aussteigen und die industrielle Landwirtschaft umbauen. Tierleid, Güllefluten, verschmutztes Wasser, zunehmend unfruchtbare Böden, Artensterben, Gift auf dem Acker und im Essen sind ihre Folgen. Deshalb kämpfen wir für eine GRÜNE Agrarwende. Dieses als Grundlage, macht deutlich, warum wir heute als GRÜNE Ratsfraktion dem Verbot von Glyphosat auf städtischen Wald und Ackerflächen zustimmen werden. Wir begrüßen es auch sehr, dass der Antrag um das Verbot von Neonicotinoiden erweitert wurde. Wenn dies nicht passiert wäre, hätten wir das Verbot der Stoffe erweitert. Bei diesem Thema haben wir ausnahmsweise mal eine andere Position als unser Gruppenpartner die CDU, was uns beiden aber von Anfang an klar war und nichts an unserer weiteren zukünftigen Zusammenarbeit ändert. Wir GRÜNEN auch in Gifhorn wollen kein Gift und keine Gentechnik in der Landwirtschaft: Glyphosat ist ein Ackergift, mit dem heute Unkraut bekämpft wird. Es ist gesundheitsgefährdend und es ist einer der größten Killer der Artenvielfalt im ländlichen Raum. Neonicotinoide sind Insektengifte, mit denen Schädlinge bekämpft werden. Sie verursachen massenhaftes Bienensterben. Solche Stoffe wollen wir von den GRÜNEN abschaffen. Wir sind auch der Meinung, dass wir für alle Pestizide striktere Zulassungsverfahren brauchen. Nur für Mensch und Natur wirklich unbedenkliche Stoffe dürfen eingesetzt werden. Wir wollen den Einsatz von Pestiziden (Insekten- und Ackergifte) eindämmen, fordern eine Abgabe auf Pestizide und fördern die Forschung zu einer pestizidarmen Landwirtschaft. Unser Leitbild bleibt der ökologische Landbau. Wir wollen aber auch, dass die konventionelle Landwirtschaft auf allen Fläche umweltverträglicher wird. Wir erleben weltweit ein rasantes Artensterben, und ganz konkret droht in unserem Land ein stummer Frühling. Innerhalb von 20 Jahren ist die Zahl der Vögel um mehr als die Hälfte, also über 300 Millionen Brutpaare gesunken. In den vergangenen 20 Jahren haben wir über die Hälfte alle Vögel verloren. Ein Drittel aller Vogelarten zeigte seit Ende der neunziger Jahre signifikante Bestandsabnahmen. Bedroht sind vor allem Arten, die in Agrarlandschaften leben. In Deutschland gibt es etwa nur noch wenige Kiebitze, zwischen 1990 und 2013 hat ihr Bestand um 80 Prozent abgenommen. Auch die Zahl der Rebhühner ist zwischen 1990 und 2015 um 84 Prozent gesunken. Auch bei den Insekten, insbesondere den Bestäubern wie Bienen und Schmetterlingen sieht es katastrophal aus. Eine Studie aus dem Frühjahr 2017 zur Situation der Schmetterlinge, die die Grünen im Bundestag in Auftrag gegeben haben, zeigt 42 Prozent der bunten Tagfalter in Deutschland sind bereits ausgestorben oder vom Aussterben bedroht. Weniger Raupen heißt auch weniger Futter für die Vögel, weniger Schmetterlinge heißt auch weniger Obstbestäuber: Ein ganzes Ökosystem gerät aus der Balance. Die industrielle Landwirtschaft ist der Hauptschuldige für ausgeräumte und monotone Agrarwüsten, den Verlust von Grünland und den übermäßigen Einsatz von giftigen Pestiziden. Wir müssen die Vielfalt der Natur schützen, jede Art ist für den Zusammenhalt des Ökosystems und damit für unsere Lebensgrundlage wichtig. Wir brauchen eine Agrarwende, die mit der Natur und nicht gegen sie arbeitet, das Klima schützt und die Artenvielfalt bewahrt. Wir von den Grünen wollen mehr Geld für grüne Landwirtschaft. Schädliche Subventionen in der Landwirtschaft müssen abgebaut werden und dem Grundsatz „öffentliches Geld nur noch für öffentliche Leistungen“ folgen. Kein Gift und keine Gentechnik in der Landwirtschaft. Wir wollen aus den Ackergiften aussteigen und den Einsatz chemisch-synthetischer Pestizide deutlich zurückfahren. Schädlichen Stoffe –wie zum Beispiel die hier diskutierten Stoffe Glyphosat und die Neonicotinoide- wollen wir GRÜNEN die Zulassung entziehen, und den alternativen Pflanzenschutz ausbauen. Außerdem müssen die Zulassungsverfahren für die Agrarchemie deutlich strenger werden. Vielleicht nur noch zwei Zitate, ich werde nur die Überschriften nennen, alles andere würde jetzt zu lange dauern, aber sicherlich für die eine oder den anderen doch sehr interessant sein. Schauen sie mal ins Netz und geben Glyphosat ein. Zitate: Zeit online vom 28.Februar 2018 Bienensterben: EU-Behörde bestätigt Gefahr für Bienen durch Insektizide Neonicotinoide sind ein Risiko für Bienen. Zu diesem Urteil kommt Europas Behörde für Lebensmittelsicherheit nach Auswertung von Studien. Nun werden Verbote diskutiert. Warum kommt es zum Bienensterben? Ein EU-Bericht bestätigt einen Verdacht gegen Neonicotinoide. © Patrick Pleul/dpa. Sie verlieren die Orientierung, ihre Lernfähigkeit leidet, sie sterben früher, wenn sie mit diesen Insektiziden in Kontakt kommen, Das Neonicotinoide den Wild- und Honigbienen schaden, hatten wissenschaftliche Studien mehrfach vermuten lassen. Besonders fatal, weil diese Stoffe aus den Pflanzenschutzmitteln ähnlich wie Nikotin auf Rezeptoren im Gehirn eines süchtigen Rauchers auf das Nervensystem der Bienen wirken, scheinen die Insekten Pflanzen, die damit besprüht wurden, bevorzugt anzufliegen. Nun hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) die Gefahr, die von bestimmten Neonicotinoiden ausgeht, in einem Bericht bestätigt. Auf den Seiten des Imkervereins Germersheim ist folgendes zu lesen: Gefunden gleich auf der ersten Seite im Internet beim Suchbegriff Glyphosat und Insektizide. Im übrigen neben der Werbung für „Roundup“ Glyphosat. Glyphosat ist ein Pflanzenvernichtungsmittel das im Feld-, Obst-, Wein-, Gemüse- und Zierpflanzenbau sowie in Forstwirtschaft und Biodiversitätsförderflächen eingesetzt wird. Glyphosat wird durch die grünen Pflanzenteile aufgenommen und in der ganzen Pflanze verteilt. Somit tötet dieses Pflanzengift auch die unterirdischen Pflanzenteile, wie Wurzeln und Rhizomen. Eine Aufnahme über die Wurzeln findet nicht statt. Je nach Pflanzenart stirbt diese 7-14 Tage nach der Behandlung ab. Nach Angaben von Bayer wird der Wirkstoff rasch inaktiviert und hinterlässt im Boden keine Residualwirkung. Glyphosat beeinträchtigt das Orientierungsverhalten der Bienen Zitat: Pressemitteilung von Mellifera e.V.. Eine Studie von Wissenschaftler aus Argentinien und Deutschland zeigt, dass Glyphosat das Navigationsverhalten der Honigbienen stört. Glyphosat ist weltweit das am meisten verkaufte Pestizid und unter anderem in „Roundup“ von Monsanto enthalten. Nach erstmaligem Kontakt mit einer Futterquelle, die 10mg/l Glyphosat enthielt, verlängerte sich die Rückkehr von Bienen zum Stock signifikant im Vergleich zu Tieren, die dem Herbizid nicht oder nur in geringeren Mengen ausgesetzt waren. Bei wiederholtem Besuch der Futterquelle mit Glyphosat ist der Lernprozess für den direkten Heimflug deutlich gestört. „Es ist besorgniserregend, dass sogar wenige kurzzeitige Kontakte mit Glyphosat solche Beeinträchtigungen hervorrufen, denn eine wiederholte Aufnahme bei den Bienen ist zu erwarten“ so Imkermeister Thomas Radetzki vom Verein Mellifera e. V. und Sprecher des Bündnisses zum Schutz der Bienen. In Deutschland werden jährlich mehrere Tausend Tonnen Herbizid auf 39% der Ackerflächen eingesetzt. Darüber hinaus kann sogar im Nektar von Wildpflanzen in der Umgebung behandelter Felder das Herbizid nachgewiesen werden. Der Präsident des Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbundes e. V. , Manfred Hederer, beklagt: „Wir müssen davon ausgehen, dass auch die Brut der Bienen über die Fütterung mit dem wasserlöslichen Wirkstoff in Kontakt kommt. Die Belastung der Bienengesundheit, insbesondere im Cocktail mit den anderen problematischen Pflanzenschutzmitteln, ist nicht mehr abschätzbar.“ Im Sinne des Vorsorgeprinzips fordern die Imkerverbände, dass sich die Bundesregierung auf EU- Ebene für ein Verbot von Glyphosat einsetzt. Nicht zuletzt auch, weil die Wissenschaftler der Weltgesundheitsorganisation WHO Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend für Menschen bewerten („probably carcinogenic to humans“). Notwendig ist eine umgehende Neubewertung von Glyphosat durch das Bundesinstitut für Risikobewertung, bei der auch unabhängige Studien zur Gefährdung von Bienen angemessen einbezogen werden. Eine weitere Auswirkung des Totalherbizids in der Agrarlandschaft zeigt sich im Verlust der Begleitflora und dem daraus resultierenden Nahrungsmangel für alle Blüten besuchende Insekten und Feldvögel. „Die unzureichende Nektar- und Pollenversorgung spielt besonders im Sommer ein bedeutende Rolle und hat Einfluss auf die Bienengesundheit“, so Peter Maske, Präsident des Deutschen Imkerbundes e. V. (D.I.B.).Leider wird auch für Hausgärten im Handel immer noch die Unkrautbeseitigung mit „Roundup“ als besonders erfolgreich empfohlen. „Wir hoffen, dass Baumärkte und Gartencenter wie bereits im Frühjahr angekündigt, spätestens ab 01.01.2016 neben neonicotinoidhaltigen Pflanzenschutz-mitteln auch „Roundup“ aus ihrem Angebot nehmen“, so Maske. In den Niederlanden und Frankreich werden glyphosathaltige Unkrautvertilgungsmittel in Supermärkten nun verboten. Für die Landwirtschaft sind weitgehende Verbote ebenso geboten – zum Schutz von Biene, Mensch und Natur. Quelle: Mellifera e.V . Vielen Dank für die Aufmerksamkeit