Anfrage an die ASG

Gibt es Erkenntnisse über die Belastung von Oberflächengewässern mit Medikamentenrückständen und multiresistenten Keimen?

Anfang Februar diesen Jahres berichtete der NDR über die Belastung niedersächsischer Oberflächengewässer mit multiresistenten Keimen. Reporter des Magazins Panorama haben an 12 Stellen Wasserproben niedersächsischer Oberflächengewässer genommen und von einem renommierten Labor auf multiresistente Keime untersuchen lassen. In allen 12 Proben wurden multiresistente Keime gefunden.

Als Belastungsquellen wurden neben diffusen Einträgen aus der Landwirtschaft auch anthropogene Quellen identifiziert. Multiresistente Keime gelangen über das menschliche Abwasser in die Kläranlage und können dort aber nicht oder nur unzureichend ausgefiltert werden.
Bereits seit geraumer Zeit wird die Belastung unserer Oberflächengewässer mit Medikamentenrückständen problematisiert, die zu erheblichen Teilen über das Abwasser in die Kläranlagen gelangen und ebenfalls mit der bisher üblichen Klärtechnik kaum zurückgehalten werden können. Allen voran sind dabei Röntgenkontrastmittel, der schmerzlindernde Wirkstoff Diclofenac, Antiepileptika, Betablocker und Blutfettsenker zu
nennen. Nach Aussagen des Umweltbundesamtes stammen etwa 20% dieser Belastungen aus Kliniken.

Anfrage:

  1. Welche Erkenntnisse liegen über die Belastung des in Fließgewässer eingeleiteten Wassers der kommunalen Kläranlage in der Stadt Gifhorn mit multiresistenten Keimen vor?
  2. Welche Erkenntnisse liegen der Verwaltung allgemein über die Belastung von Oberflächengewässern – insbesondere solchen die zum Baden genutzt werden – mit multiresistenten Keimen vor?
  3. Welche Erkenntnisse liegen über die Belastung des gereinigten Wassers der kommunalen Kläranlage in Gifhorn mit Medikamentenrückständen vor?
  4. Ist der Bau einer vierten Klärstufe geplant, die in der Lage ist, Medikamentenrückstände und ggf. auch multiresistente Keime in erheblichem Umfang aus dem Abwasser zu entfernen?
  5. Gibt es in Gifhorn Kläranlagen an punktuellen Quellen potenziell starker Belastung des Abwassers mit Medikamentenrückständen wie Kliniken, großen Altenheimen oder großen Spezialarztpraxen die über eine vierte Reinigungsstufe verfügen? — Wenn NEIN, hielte die Verwaltung derartige Kläranlagen an punktuellen Quellen besonders starker Belastung für sinnvoll, statt diese mit dem Abwasser aus privaten Haushalten zu vermischen?
  6. Welche Erkenntnisse liegen über die Belastung des kommunalen Klärschlamms mit multiresistenten Keimen und/oder Medikamentenrückständen vor?
  7. Hält es die Verwaltung angesichts der Belastungen des Klärschlamms mit multiresistenten Keimen und anthropogenen Spurenstoffen (Medikamentenrückstände etc.) für sinnvoll, den Klärschlamm landwirtschaftlich zu „verwerten“ und damit dazu beizutragen, dass die zunächst aus dem Abwasser ausgefilterten Stoffe diffus wieder in Oberflächengewässer eingetragen werden? Wird in Gifhorn der Klärschlamm noch auf Felder verbracht oder vollständig verbrannt?