Die Agrarwende muss kommen

Symbolfoto

Christian Meyer in Isenbüttel

Ortsverband SG Isenbüttel, November-Stammtisch 2018 

Der ehemalige Minister für Landwirtschaft und Verbraucherschutz kam auf Einladung des Ortsverbandes zu einem Besuch nach Isenbüttel. Sein Thema war die Agrarwende, die nicht nur ein grünes Thema ist, sondern mittlerweile als existenziell für unsere Lebensgrundlagen von vielen Menschen gesehen wird.

Vor der öffentlichen Abendveranstaltung nahm Christian Meyer die Gelegenheit wahr, den Heilpädagogischen Bauernhof in Isenbüttel zu besuchen. Der Geschäftsführer der Einrichtung, Roland Bursian, informierte während einer Hofführung über den Biolandbetrieb, der als Werkstatt für Behinderte 16 Wohnheimplätze für Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen bietet. Darüber hinaus gibt es mittlerweile mehrere betreute Außenwohngruppen und Arbeitsplätze für Nichtbehinderte in der Landwirtschaft, im Wohnheim, in der Küche, im Café und Catering und im Hofladen und drei Wochenmärkten.

Christian Meyer zeigte sich sehr begeistert vom Konzept des Hofes, das aufzeigt, wie auch eine kleine Einheit mit vielfältigen Geschäftszweigen auskömmlich arbeiten kann. Die Bereiche Pferdepension, Schweine- und Geflügelhaltung in mobilen Hühnerställen und Gartenbau und der gute Ruf, den der Hof mittlerweile hat, sorgen für eine professionelle Kombination von Ökologie und Ökonomie.

Die aktive und transparente Außendarstellung wurde von Christian Meyer besonders positiv hervorgehoben, sie hat dafür gesorgt, dass der Hof in Isenbüttel und weit in der Region als Vorzeigeprojekt gilt, regelmäßig werden Gruppen von der Kindertagesstätte bis zum Fachpublikum über den Hof geführt.

In der Abendveranstaltung zeigte sich Christian Meyer als kompetenter und engagierter Kämpfer für eine Wende in der Landwirtschaft, die er im Sinne der Verbraucher und des Tierschutzes, aber auch für eine intakte Umwelt für alternativlos hält.

Das Kupieren von Schweineschwänzen, das Kastrieren von Ebern ohne Betäubung, die Kastenhaltung von Säuen, der Gülleüberschuss in Nordniedersachsen mit seiner Auswirkung auf die Wasserqualität wurden beispielhaft genannt.

Christian Meyer äußerte sich kritisch zur weiterhin praktizierten Flächenprämie ohne ökologische Vorgaben, die perspektivisch zum Sterben auch der mittleren Betriebe führen könnte. Aber der ehemalige Minister machte auch deutlich, dass ein größerer Aufwand in den landwirtschaftlichen Betrieben, der für Verbraucherschutz, Tierschutz und eine intakte Umwelt unbedingt erforderlich ist, auch finanziell kompensiert werden muss. Die Betriebe, die anders arbeiten, müssen sich das leisten können und entsprechende Vorteile haben.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung waren sehr angetan und hoben auch die Erfolge grüner Landwirtschaftspolitik in den letzten Jahren hervor. Es wurden aber auch Befürchtungen geäußert, dass die neue Koalition auch in der Landwirtschaftspolitik eine Rolle rückwärts machen würde.

Dass diese Ängste nicht unbegründet sind, zeigte einige Tage später der Auftritt der jetzigen Landwirtschaftsministerin Otte-Kienast auf der Kreismitgliederversammlung des Landvolks in Gifhorn. Bei der neuen Ministerin kam in ihrem Vortrag der Bereich Verbraucherschutz nur am Rande vor, sie sieht offenbar ihre Aufgabe darin, die Position herkömmlicher konventioneller Landwirtschaft zu stärken. Allerdings sagt sie ihren Landwirten auch ganz klar, dass sie sich auf die gesellschaftlichen Veränderungen einstellen müssen, um zukunftsfähig zu werden.

Ihre Tendenz ist ganz klar, schnelle Veränderungen zu verhindern (zum Beispiel soll die Möglichkeit des Kastrierens der Eber ohne Betäubung noch zwei Jahre verschoben werden), aber ihr ist ziemlich klar, dass die Aspekte Tierschutz und gesunde Ernährung immer stärker in den Fokus der öffentlichen Diskussion geraten.

Und das ist letztlich die Chance für uns, dies immer wieder zu tun. Christian Meyer ist auf diesem Weg ein kompetenter Kämpfer und Partner, aus meiner Sicht auch für die jungen Landwirt*innen, die die Chancen eines anderen Weges erkannt haben und die deshalb grüne Unterstützung benötigen.

Klaus Rautenbach